Warum Trader ihre Strategien oft sabotieren und wie sie damit aufhören können
Trading erfordert Disziplin, Geduld und eine gut durchdachte Strategie. Doch viele Trader neigen dazu, sich selbst im Weg zu stehen, indem sie ständig Änderungen an ihrer Handelsweise und der Verwaltung ihrer Konten vornehmen. Diese „Überoptimierung“ und der häufige Wechsel der Vorgehensweisen führen oft zu einer Reihe von weit verbreiteten Fehlern, die das langfristige Trading-Ergebnis negativ beeinflussen können.
Die häufigsten Fehler bei ständigen Änderungen im Trading
1. Häufiges Anpassen der Positionsgröße
Viele Trader neigen dazu, ihre Positionsgrößen impulsiv zu ändern. Sie glauben, dass sie durch Erhöhung oder Reduzierung der Handelsgröße ihre Gewinne maximieren oder Verluste minimieren können. Das Problem entsteht, wenn diese Änderungen nicht auf einer klaren Strategie, sondern auf emotionalen Reaktionen basieren.
Beispiel: Ein Trader, der nach einer Verlustserie seine Positionsgrößen drastisch reduziert, um „vorsichtiger“ zu sein, verpasst möglicherweise gute Handelsgelegenheiten. Umgekehrt kann der übertriebene Versuch, nach einer Gewinnserie größere Positionen einzugehen, zu übermäßigem Risiko führen.
Lösung: Die Positionsgröße sollte auf einem festen Risikomanagementplan basieren, der sich nicht von emotionalen Höhen und Tiefen beeinflussen lässt. Ein bewährter Ansatz ist die Berechnung der Positionsgröße basierend auf einem festen Prozentsatz des Gesamtkapitals (zum Beispiel 1-2 % pro Trade). Dieser Ansatz hilft, das Risiko konstant zu halten, unabhängig von den jüngsten Handelsergebnissen.
2. Overtrading – zu viele Trades setzen
Ein weiterer häufiger Fehler ist das sogenannte Overtrading. Trader, die ständig Änderungen an ihrer Strategie vornehmen, neigen dazu, zu viele Positionen zu öffnen. Oft geschieht dies aus Angst, eine Gelegenheit zu verpassen (FOMO – Fear of Missing Out) oder in dem Glauben, dass mehr Trades zu höheren Gewinnen führen.
Beispiel: Ein Trader sieht mehrere potenzielle Setups und entscheidet sich, alle auf einmal zu handeln, ohne dabei die Marktbedingungen oder das Risiko richtig zu bewerten. Diese übermäßige Aktivität führt oft zu unnötigen Verlusten, da die Qualität der Setups nicht ausreichend geprüft wurde.
Lösung: Weniger ist oft mehr. Ein guter Trader konzentriert sich auf qualitativ hochwertige Trades, die klaren Regeln folgen. Es ist wichtig, Geduld zu entwickeln und auf die besten Gelegenheiten zu warten, anstatt auf jede Marktbewegung zu reagieren. Das Führen eines Trading-Journals kann helfen, diese Disziplin aufzubauen und zu erkennen, wann man in die Falle des Overtradings gerät.
3. Ständiges Wechseln der Strategie
Viele Trader springen von einer Strategie zur nächsten, sobald sie eine Serie von Verlusten erleben. Dies ist ein klassisches Beispiel für „System-Hopping“. Anstatt einer Strategie die Zeit zu geben, sich zu beweisen, wird sie oft zu schnell verworfen und durch eine neue ersetzt.
Beispiel: Ein Trader beginnt mit einer Trendfolgestrategie, erleidet jedoch Verluste in einer Seitwärtsphase. Daraufhin wechselt er zu einer Range-Trading-Strategie, nur um festzustellen, dass der Markt bald wieder in einen Trend übergeht. Diese ständigen Wechsel führen zu Inkonsistenz und machen es unmöglich, die Vorteile einer bestimmten Methode langfristig zu nutzen.
Lösung: Trader sollten sich auf eine gut getestete Strategie konzentrieren und diese über einen längeren Zeitraum anwenden. Es ist wichtig, dass Trader ihre Strategien mit einem ausreichenden Backtest und in Live-Märkten testen, bevor sie zu endgültigen Schlüssen kommen. Verluste gehören zum Trading dazu, und eine Verlustserie bedeutet nicht, dass die Strategie unbrauchbar ist.
4. Emotionale Entscheidungen statt datengestützter Planung
Ständige Änderungen im Trading sind oft das Ergebnis emotionaler Entscheidungen. Verlustängste, Gier oder das Gefühl der Frustration führen dazu, dass Trader ihre ursprünglichen Pläne über Bord werfen und auf Impulse reagieren.
Beispiel: Ein Trader, der nach einem Verlust unbedingt „Rache-Trades“ eingeht, um den Verlust schnell auszugleichen, wird in den meisten Fällen noch mehr Verluste anhäufen. Diese emotionale Spirale kann gefährlich werden und zu übermäßigem Risiko führen.
Lösung: Emotionen sollten im Trading auf ein Minimum reduziert werden. Eine disziplinierte Herangehensweise, bei der jede Entscheidung auf klaren Regeln basiert, ist entscheidend. Automatisierte Handelsstrategien oder das Festlegen fester Regeln zur Handhabung von Verlusten und Gewinnen kann helfen, emotionale Entscheidungen zu minimieren.
5. Unrealistische Erwartungen und Zielsetzungen
Ein häufig übersehener Fehler ist, dass Trader ihre Erwartungen und Ziele ständig anpassen, oft in dem Glauben, dass sie mehr erreichen könnten, wenn sie ihre Strategie „ein wenig“ optimieren. Diese unrealistischen Erwartungen führen dazu, dass die langfristige Perspektive aus den Augen verloren wird.
Beispiel: Ein Trader startet mit einem realistischen Gewinnziel von 5 % pro Monat, sieht jedoch einen anderen Trader, der behauptet, 20 % pro Monat zu verdienen. Daraufhin passt der Trader seine Strategie und Ziele an, nur um zu merken, dass er übermäßig riskante Trades eingeht und das ursprüngliche Ziel sogar verfehlt.
Lösung: Es ist wichtig, realistische Ziele basierend auf der eigenen Erfahrung und Marktdynamik zu setzen. Trader sollten sich auf langfristige Konsistenz und nicht auf kurzfristige Höchstleistungen konzentrieren. Unrealistische Erwartungen erhöhen das Risiko, und letztendlich ist die Wahrscheinlichkeit eines Kapitalverlusts größer, wenn man versucht, zu aggressiv zu handeln.
Kontoverwaltung: Gewinne sichern und das Fundament stärken
Ein oft übersehener Aspekt der Kontoverwaltung ist die systematische Sicherung von Gewinnen. Viele Trader konzentrieren sich darauf, ständig mehr aus ihren Konten herauszuholen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihre bereits erzielten Gewinne absichern können. Dieses „alles im Spiel lassen“ kann zu unnötigem Druck und emotionaler Belastung führen, besonders in schwierigen Marktphasen.
Beispiel: Ein Trader hat über mehrere Monate hinweg kontinuierliche Gewinne erzielt. Anstatt einen Teil dieser Gewinne vom Konto zu nehmen und auf ein separates Sparkonto zu legen, bleibt das gesamte Kapital im Trading-Konto. Sobald eine Verlustserie beginnt, verliert der Trader nicht nur seine Gewinne, sondern gerät auch emotional unter Druck, weil er nichts abgesichert hat.
Lösung: Es kann äußerst sinnvoll sein, regelmäßig „Spielchips vom Tisch“ zu nehmen und Gewinne zu sichern. Eine systematische Vorgehensweise könnte darin bestehen, jeden Monat oder nach einer bestimmten Anzahl erfolgreicher Trades einen Prozentsatz des Gewinns zur Seite zu legen, um ein Sicherheitsnetz aufzubauen. Dies stärkt nicht nur das finanzielle Fundament, sondern sorgt auch dafür, dass der Trader in schwierigen Phasen emotional stabiler bleibt.
Systematische Vorgehensweise zur Gewinnsicherung:
– Feste Intervalle festlegen: Beispielsweise könnte man sich vornehmen, alle Gewinne nach jedem Monatsabschluss zu prüfen und einen Teil (z.B. 10-20 %) in ein separates Konto zu transferieren.
– Automatisierte Sparpläne: Durch automatisierte Überweisungen kann man sicherstellen, dass Gewinne regelmäßig und ohne emotionale Entscheidung zur Seite gelegt werden.
– Diversifikation außerhalb des Trading-Kontos: Gewinne könnten in sicherere Anlageklassen oder Sparkonten investiert werden, um die Diversifikation zu erhöhen und das Risiko zu mindern.
Wie man eingefahrene Verhaltensweisen ändert
Das Ändern von Gewohnheiten, die sich über längere Zeit eingeschlichen haben, ist eine Herausforderung. Dennoch ist es möglich, indem man diszipliniert vorgeht und schrittweise Veränderungen vornimmt.
1. Selbstreflexion und Analyse: Der erste Schritt ist, sich der eigenen Verhaltensweisen bewusst zu werden. Das Führen eines Trading-Tagebuchs kann dabei helfen, Muster zu erkennen, die zu ständigen Änderungen führen.
2. Feste Regeln und Routinen etablieren: Setze klare Regeln für dein Trading und halte dich strikt daran. Definiere deine Strategie, Positionsgröße, Risikomanagement und halte dich an diese Regeln, auch wenn es verlockend ist, sie anzupassen.
3. Geduld und Konsistenz üben: Trading ist ein Marathon, kein Sprint. Gib deiner Strategie Zeit, sich zu bewähren, und habe Geduld. Kurzfristige Ergebnisse sind nicht immer repräsentativ für die langfristige Leistung.
4. Mentoring und externe Perspektiven: Ein Mentor oder ein erfahrener Trader kann dir helfen, blinde Flecken zu erkennen und dich auf Kurs zu halten. Externe Perspektiven sind oft hilfreich, um aus eingefahrenen Mustern herauszukommen.
Fazit
Ständige Änderungen an der eigenen Trading-Strategie und Kontoverwaltung führen oft zu Verwirrung, unnötigen Verlusten und Frustration. Disziplin, Geduld und eine klare Strategie sind die besten Werkzeuge, um langfristig erfolgreich zu sein. Zudem sollte man regelmäßig Gewinne sichern und zur Seite legen, um der eigenen Psyche ein solides Fundament zu geben.
